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Martin Fitzenreiter
Einleitung. Genealogie – Realität und Fiktion sozialer und kultureller Identität
Die Einleitung soll einen Einstieg in das breite Spektrum der im Band behandelten Phänomene bieten. Verbindendes Element der verschiedenen Teilstudien ist das Prinzip der Genealogie, der Bestimmung einer Identität über das Begriffspaar von Abstammung und Verwandtschaft. Es wird versucht, das „Genealogische“ zu definieren und als ein Praxisphänomen zu beschreiben, wie es in den verschiedenen in der Tagung vorgestellten Beispielen wirkt und darüber hinaus die Konzeptualisierung von Phänomenen in Natur und Gesellschaft insgesamt bestimmt

The introduction aims to give an overview on the variety of phenomena represented in the volume. As the common element of all contributions the principle of genealogy, the definition of identity using the idea of descent and kinship, is described. The paper sets out to define the “genealogical” as a phenomenon of practice informing the different examples discussed during the workshop, and determining also the conceptualisation of phenomena in nature and society in general.
Olaf Briese
Ursprungsmythen, Gründungsmythen, Genealogien. Zum Paradox des Ursprungs
Gründungsmythen sind Konstrukte, die den Beginn bzw. den Ursprung kultureller Phänomene legitimatorisch überhöhen. Zumeist handelt sich nicht nur um Überhöhung, sondern in der Regel wird ein angeblich planvoller Beginn bzw. Ursprung im Nachhinein erst konstruiert. Das wirft Paradoxien auf. Nicht nur die komplizierte Dialektik von legitimatorischer Ursprungsnähe und delegitimatorischer Ursprungsentfernung ist Gründungserzählungen implizit (und Genealogien, die diese paradoxe Dialektik vermitteln). Sie sind auch durch andere Paradoxien bzw. Antinomien gekennzeichnet: zwischen Ursprung und Gründung, zwischen Ereignis und Prozeß, zwischen Kontinuität und Diskontinuität und andere. Der Beitrag analysiert diese vielgliedrige Struktur von Ursprungs- bzw. Gründungsmythen, und er zeigt am Beispiel Berlin, wie ursprungs- bzw. gründungsmythische Konstruktionen in theoretisch-wissenschaftlichen Modellen von Periodisierung und zeitlicher Klassifikation heutzutage fortwirken.

Myths of foundations are constructions that ascribe hyperbolic meaning to the beginnings and origins of cultural phenomena. Often, such myths are not only inflationary. They retroactively fashion supposedly purposeful beginnings and origins. This engenders a paradoxical situation. Implicit in myths of foundation (and in some genealogies) is a complex, dialectical tension between the claim of proximity to the locus of origin, and thus authority, and an increasing distance from this origin. These myths are also characterized by other paradoxical relationships, such as those between active foundation and passive origin, between singular events and ongoing processes, and between continuities and discontinuities. This article analyses the many-faceted structure of myths of origin and foundation. Using the example of Berlin, it shows the ways in which these mythological constructions continue to reverberate in contemporary theoretical models of historical periodization and temporal classification.
Manfred Kropp
Die traditionellen äthiopischen Königslisten und ihre Quellen
Seit ihrem Erscheinen 1927 war die Ras-Täfäri-Liste in der Forschung zwar bekannt, wurde aber höchst unterschiedlich bewertet. Ihre hunderte von Königsnamen seit der Sintflut, unter denen sich neben dem traditionellen Bestand aus der äthiopischen historischen Überlieferung auf den ersten Blick erstaun-liche Anklänge und Parallelen zu ägyptischen und meroitischen Herrschernamen finden, riefen Erstaunen hervor, wurden aber entweder als Phantasieprodukt des äthiopischen Hofes im 20. Jhdt. abgetan, oder aber als Spuren authentischer oraler Überlieferung mystifiziert. Was bisher ganz unterblieb, war die Untersuchung ihres Zusammenhangs mit den anderen Königslisten der äthopischen Überlieferung und die Frage nach dem Urheber.
Der Aufsatz ermittelt als Urheber der Liste den bekannten äthiopischen Diplomaten und Historiker Heruy Wäldä-Sellase. Er zeigt drei verschiedene Fassungen und die Entwicklung von einer zur anderen auf. Er weist zudem auf mögliche Quellen in zeitgenössischer ägyptologischer Literatur hin. Zugleich versucht er, Heruy als wissenschaftlichen Historiker zu verstehen, der auf der Basis der gründlichen Kenntnis der eigenen Tradition das neue und größtenteils fremde Wissen, das von außen herangetragen wird, methodisch und überlegt in sein Geschichtsbild einfügt.

Since its publication in 1927 the Ras-Täfäri-List has aroused very different opinions. Hundreds of kings’ names since the flood in this supposedly traditional list of Ethiopian kings, some of them presenting surprising similarities or identities with Egyptian and Meroitic names of monarchs, were either looked upon as the product of mere fancy at the Ethiopian court in the 20th century or the traces of authentic oral history in the Horn of Africa. Surprisingly enough till now the relationship of this list to the rest of Ethiopian historical tradition as well as the question of its authorship has never been investigated.
The present article identifies the well known Ethiopian diplomat and historian Heruy Wäldä-Sellase as the author of the list. Three subsequent versions of the list and the respective development in historical thought are discussed. At the same time it tries to sort out possible sources for the kings’ names in question in the contemporary scholarly literature in Egyptian studies. But, most important, there is the attempt to understand and interpret Heruy as a scientific and scholarly historian who tries to harmonize the Ethiopian tradition with the new and mostly foreign historical knowledge of the 20th century in order to create a new vision of the history of his country and culture.
Michael H. Zach
DIE RAS TAFARI-LISTE AUS SUDANARCHÄOLOGISCHER SICHT
Rezente Studien zur Geschichte Äthiopiens beinhalten oftmals Genealogien, die eine mit Menelik I. beginnende kontinuierliche Herrschaft der sog. “Salomoniden-Dynastie” suggerieren. Darin werden für das erste vorchristliche Jahrtausend zahlreiche Namen napatano-meroitischer Könige sowie zu Anthroponymen umgedeutete meroitische Titel aufgeführt. Sie alle basieren auf der von Ras Tafari in Auftrag gegebenen und erstmals von Charles F. Rey in seinem Buch In the Country of the Blue Nile 1927 in London publizierten Liste äthiopischer Souveräne. Da für die voraksumitische Periode auf keine realen Personen zurückgegriffen werden konnte, mußte sie sich prominenter Namen bedienen, die mit dem nordostafrikanischen Raum verbunden waren. Neben ägyptischen Pharaonen ließen sich hierfür insbesondere jene Könige von Kusch (des klassischen Äthiopien) heranziehen, die durch archäologische oder literarische Quellen bereits umfassend bekannt waren. Hierzu bedienten sich die Chronisten insbesondere des vierten Bandes von Henri Gautiers Le livre des rois d’Égypte (Kairo 1916) sowie möglicherweise einer der Studien George A. Reisners, die seine zeitgenössischen Grabungen im Sudan dokumentieren. In keinem Fall bezeichnet einer dieser Namen eine historische frühäthiopische Herrschergestalt, sondern reflektiert vielmehr Entlehnungen aus dem benachbarten Kusch in einem Konstrukt, dessen sich mit Ras Tafari (dem späteren Kaiser Haile Selassie) der Repräsentant einer dynastischen Nebenlinie zur Legitimation seines Herrschaftsanspruches bediente.

Modern studies concerning the history of Ethiopia often include genealogies suggesting a continuous rule of the so-called “Solomonic dynasty” since the times of Menelik I. For the first millennium BC they mention numerous names of Napatan-Meroitic kings as well as Meroitic titles that have been interpreted as personal names. They are all based on a list compiled on the orders of Ras Tafari, which was published by Charles F. Rey in his book In the Country of the Blue Nile (London 1927) for the first time. As no real sovereigns for the pre-Aksumite period were available, it used prominent names connected with Northeastern Africa. Besides references to Egyptian pharaohs, it relies especially on those kings of the Kushite empire (classical Ethiopia) who were well-known by archaeological or literary sources. For that the chroniclers made use of Henri Gautier’s Le  livre des rois d’Égypte volume IV (Cairo 1916) and probably one of George A. Reisner’s studies documenting his contemporary excavations in Sudan. These names do not designate historic Ethiopian kings at all, but rather represent borrowings from neighbouring Kush within a construct used by Ras Tafari (later emperor Haile Selassie) as exponent of a dynastic collateral line for the sole purpose of legitimating his claim to the Ethiopian throne.
Wolfram Grajetzki
Zwei Fallbeispiele für Genalogien im Mittleren Reich
I. Im Felsengrab des Bürgermeisters von Qusai Uchhotep (B4), befindet sich auf einer Wand die Darstellung anscheinend aller Bürgermeister von Meir, die vor Uchhotep im Amt waren. Diese Ahnenreihe reicht wohl bis in die vierte Dynastie zurück und es kann vermutet werden, dass diese fingierte Ahnengalerie aus politischer Motivation entstand. Es gibt aus anderen Quellen Belege für die Neueinsetzung von lokalen Verwaltern, die dem König anscheinend loyaler erschienen als die alteingesessenen Familien. Die Bürgermeister von Meir versuchten mit dem fingierten Stammbaum ihre eher unstabile Situation ideoligisch zu untermauern, indem sie eine alte, aber wohl nicht reale Herkunft demonstrierten
II. Stelen des Mittleren Reiches zeigen oftmals die Familie des Stelenbesitzers, aber auch Kollegen, Untergebene oder Vorgesetzte. Die Stele Chiddingstone (EDECC:01.2882) datiert in die 13. Dynastie und gehört dem Vorsteher der Schreiber Za-Amun und dessen Familie. Familienmitglieder werden auf der Stele  mit “sein Sohn“ oder “seine Tochter“; usw. vorgestellt. Beim Versuch, die genauen Familienzusammenhänge zu rekonstruieren, fällt aber schon schnell auf, dass dieses nicht möglich ist. Es bleibt in vielen Fällen unsicher, worauf sich die Personalpronomen beziehen. Stelen des Mittleren Reiches sind dabei wohl kaum als juristische Dokumente zu verstehen, in denen es darum ging der Nachwelt im Detail die Familienbeziehungen zu illustrieren. Es sind religiöse Monumente mit ihrer eigenen Logik, in der es nicht darum ging, Familienbeziehungen der Nachwelt zu dokumentieren.

I. In the rock cut tomb of the mayor of Qesy Ukhhotep (B4) there is depicted on the rear wall in several registers a list of all mayors of the town, going back to the Fourth Dynasty. The depiction is without parallel for the Middle Kingdom. From a range of sources it is known that the kings of the Twelfth Dynasty installed new mayors at certain places, presumably men selected for their loyalty. Perhaps these new local mayors were in an unstable position in their new territories and tried to stabilise their position with a genealogy claiming roots in the established local families
II. On Middle Kingdom stelae are often shown the stela owner, his family, colleagues, servants or people in a higher position. The stela Chiddingstone EDECC:01.2882 dates to the Thirteenth Dynasty and belongs to the ‘overseer of scribes’ Zaamun and his family. Members of the family are introduced as “his son“ or “his daughter“. However, it is not possible to reconstruct all family relations in detail, on account of uncertainty over where the personal pronomina belong. Researchers must take into account that stelae of the Middle Kingdom are not legal documents, recording family relations for us, but religious monuments obeying their own internal logic of expression.
Martin Fitzenreiter
Überlegungen zum Kontext der “Familienstelen“ und ähnlicher Objekte
Der Beitrag setzt sich mit der Problematik der Untersuchung von Quellen mit genealogischen Informationen aus Ägypten vom Alten bis zum Neuen Reich auseinander. Beispielhaft dafür ist die Analyse der sogenannten “Familienstelen“ und verwandter Objekte, die Personen in einem funerär geprägten Festzusammenhang zeigen. Die einzelnen Personen werden dabei über Verwandtschaftstermini einander zugeordnet. Es treten aber ebenso Personen ohne  Verwandtschaftsbezeichnungen auf und das präsentierte Verwandtschaftsspektrum deckt sich nur bedingt mit dem mitteleuropäischen Idealbild von “Familie“. Als Lösung des Problems wird vorgeschlagen, die Funktion solcher Objekte in den Mittelpunkt der Untersuchung zu stellen. Demnach handelt es sich um Dokumente, in denen die Sakralisierung einer Gruppenbeziehung affirmiert wird. Die abgebildeten oder genannten Personen konstituieren eine soziale Gruppe, die sich um eine Gründerpersönlichkeit sammelt und ihre Beziehungen untereinander über Verwandtschaftstermini oder andere Bezeichnungen beschreiben. Es ist anzunehmen, dass solche Gruppenbildungen die eigentliche Kernzelle der pharaonischen Gesellschaft darstellen. Durch die Inkorporation in derartige Gruppensysteme werden genealogische Beziehungen aufgebaut, die der Weitergabe von Identitäten und Ansprüchen dienen, das endogame Heiratsverhalten regeln und die zur legitimatorischen Integration von ehemals gruppenfernen Personen genutzt werden können.

The article examines problems concerning sources with genealogical information from Egypt dating to the Old till New Kingdoms. Typical are the so-called “family stelae” and related objects displaying persons gathered together during funerary festivals. The different individuals are related to each other by genealogical terms. Still there are persons without such designations and the whole spectrum of kin fits only very vaguely to the middle-european idea of the ideal “family”.
To solve the problem it is proposed to concentrate on the function of the objects. Thus they can be seen as documents affirming the sacralisation of social relations. Individuals shown on the stelae constitute a social group centred around a founding ancestor, describing their internal relations by kin-ship terminology and further designations. Probably those groups formed the social core of pharaonic society. Incorporation into this kind of social entity established genealogical ties used for the perpetuation of identities and claims, to regulate endogamous marriage and to integrate originally alien individuals for legitimatory purposes.
Joachim Friedrich Quack
Ämtererblichkeit und Abstammungsvorschriften bei Priestern nach dem Buch vom Tempel
Das Buch vom Tempel ist ein umfangreiches Handbuch über den Betrieb an einem idealen ägyptischen Tempel. Es enthält Sektionen zur Architektur und zu den Priestern. Bei letzteren sind in der Beschreibung der Dienstpflichten verschiedener Spezialisten üblicherweise auch Vermerke über die Nachfolgeregelung zu finden. Die betreffenden Sektionen werden im Detail vorgestellt und kommentiert. Sie gehen von einer Abfolge des Amtes vom Vater auf den Sohn aus. Allerdings zeigt gerade die Sektion über den Oberlehrer, daß bei der Auswahl der Kinder auch die Frage individueller Kompetenz eine Rolle spielte. Der Befund wird mit einigen anderen ägyptischen Quellen verglichen.

The Book of the Temple is a comprehensive handbook on the operation of an ideal Egyptian temple. It contains sections on the architecture and on the priests. Sections on the latter contain, besides descriptions of the duties of the various specialists, remarks on regulations for the succession. These sections are discussed in detail. The assumed procedure is father-to-son succession. However, the section on the head teacher shows that the selection of children also involved the question of individual competence. The results are compared with other Egyptian sources.
Frank Feder
Ammon und seine Brüder - eine ägyptische Familie aus Panopolis (Achmim) im 4.Jh. zwischen ägyptisch-hellenistischer Kultur und Christentum
Die Akten aus dem Archiv des Ammon, eines Scholasticus im spätrömischen Panopolis in Ägypten, beleuchten die Situation einer ägyptischen Familie in einer Provinzstadt (Metropolis) im späten 3. und frühen 4. Jh. n. Chr. Einer reichen Familie von lokalen Priestern mit Besitztümern sowohl in der Stadt als auch im Gau von Panopolis entstammend, genossen Ammon und insbesondere sein Bruder Harpokration eine ausgezeichnete Erziehung in griechischer Sprache, Literatur und Philosophie. Das versetzte sie in die Lage auf Veränderungen zu reagieren, denen sich ihre Familie gegenübersah, als es immer schwieriger wurde, die Nachfolge in Priesterstellen und die damit verbundenen Einkünfte zu sichern. Während Ammon, der möglicherweise Priester im ersten Beruf war, Scholasticus (eine Art Anwalt in der örtlichen römischen Verwaltung) wurde, startete sein Bruder Harpokration nach Anfängen als öffentlicher Sophist sogar eine internationale Karriere als kaiserlicher Panegyriker. Er bereiste mit dem Kaiser die östlichen Provinzen und wurde schließlich Curator und Procurator in Griechenland. Ammon und seine Familie waren offensichtlich Heiden, was Harpokration aber nicht daran hinderte, christlichen Kaisern zu dienen. Obwohl Christen erst zu Lebzeiten Ammons nach Jahren grausamer Verfolgung bis in die erste Viertel des 4. Jh. endgültig toleriert wurden, verdrängte das Christentum am Ende des Jahrhunderts das Heidentum nahezu vollständig. Da die christliche Botschaft, das Evangelium, in Griechisch verkündet wurde und sich an die hellenisierte Bevölkerung richtete, trugen Ammon und seine Familie durch die vollständige Übernahme der griechischen Sprache und hellenistischen Kultur  unwillentlich dazu bei.

The records of the archive of Ammon, a scholasticus of late Roman Panopolis in Egypt, shed light on the situation of an Egyptian family in a provincial town (metropolis) in the late third and early fourth centuries A.D. Descending from a wealthy family of local priests with property in the town as well as in the nome of Panopolis Ammon and especially his brother Harpokration received an excellent education in Greek language, literature and philosophy. This enabled them to cope with the challenges their family was facing when it had become difficult to ensure the succession in the priesthood and the income connected to that for the family. While Ammon, who may also have been a priest in his first profession, becomes a scholasticus (a kind of advocate in the local Roman administration), his brother Harpokration after having been a public sophist even embarked on an international career, serving and praising emperors as imperial panegyrist. He travels with the emperor through the eastern provinces and eventually becomes curator and procurator in Greece. Apparently Ammon and his family were still pagans but this did not prevent Harpokration from serving Christian emperors. Though in the lifetime of Ammon Christians were finally tolerated after times of cruel prosecutions until the first decade of the fourth century Christianity prevailed at the end of the century condemning paganism to oblivion. Since the message of Christianity, the Gospel, was proclaimed in Greek and appealed to the Hellenized population, Ammon and his family in their own complete adoption of the Greek language and the Hellenistic culture perhaps unwittingly contributed  to its spread.
Ludwig D. Morenz
Die doppelte Benutzung von Genealogie im Rahmen der Legitimierungsstrategie für Menthu-hotep (II.) als gesamtägyptischer Herrscher
Aufgrund der spezifischen historischen Situation wurde Menthu-hotep (II.) ein besonderer Status zugeschrieben, der eines gottartigen “Reichseinigers“. Für dieses außergewöhnliche Pharao-fashioning wurde die Genealogie in doppelter Weise instrumentalisiert. In den Tempelreliefs wurde insbesondere die Gottessohnschaft dieses Herrschers herausgestellt, indem er als Sohn der Göttin Hathor konzipiert wurde. Daneben wurde aber auch seine irdisch-dynastische Legitimität dargestellt, indem er in einer Reihe mit seinen Vorgängern – den drei thebanischen Potentaten jeweils mit dem Namen Antef abgebildet ist. Ikonographisch zeigen dabei Größe, Tracht und Herrschaftsinsignien einen gegenüber seinen Vorgängern deutlich höheren Status von Menthu-hotep (II.) an. Über diese Vorgänger hinaus wurde Menthu-hotep (II.) in einer invention of tradition sogar noch in eine Linie mit dem wahrscheinlich fiktiven oder jedenfalls proto-mythischen Menthu-hotep (I.) gestellt. Genealogie wurde also nicht nur annalistisch zu rekonstruieren, sondern auch ideologisch zu konstruieren versucht, eventuell unter Aufbereitung konkreter genealogischer Daten.

In a specific historical situation pharaoh Menthu-hotep (II.) was constructed as the divine unifier of Egypt. Genealogy served two purposes in this extraordinary pharaoh-fashioning. The temple-reliefs express the status of Menthu-hotep (II.) as the son of deities: mother Hathor, various fathers. Furthermore a few examples show his dynastic legitimacy as the successor of the three Antefs, but iconography indicates a higher status of Menthu-hotep (II.) as well. In an invention of tradition Menthu-hotep (II.) is even linked to a Menthu-hotep (I.) unknown from contemporary sources. This Menthu-hotep (I.) is either a pure ideological construct or a protomythical regional potentate. For the purpose of legitimacy genealogy was not only historically reconstructed, but ideologically constructed as well (invention of tradition).
Marleen De Meyer
Restoring the tombs of his ancestors? Djehutinakht, son of Teti, at Deir al-Barsha and Sheikh Said
Der Beitrag behandelt einen Korpus von Restaurierungstexten, die in mehreren Gräbern des Alten Reiches in den Nekropolen von Deir al-Barsha und dem benachbarten Sheikh Said gefunden wurden. Die 2002 begonnene Mission der KULeuven in Deir al-Barsha konnte mehrere neue Texte entdecken, die den Korpus erweitern und neue Gesichtspunkte zum Zweck und Wesen dieser Inschriften eröffnen.

The article presents the corpus of restoration texts found in several Old Kingdom tombs in the necropoleis of Deir al-Barsha and neighbouring Sheikh Said. The KULeuven mission to Deir al-Barsha, which started in 2002, has discovered several new texts that extend the known corpus and point to new insights on the nature and intent of these inscriptions.
Karl Jansen-Winkeln
Die Entwicklung der genealogischen Informationen nach dem Neuen Reich
Nach dem Ende des Neuen Reiches werden die genealogischen Angaben auf ägyptischen Denkmälern zunehmend ausführlicher. Nach ersten Ansätzen in der 21. Dynastie erreicht diese Entwicklung ihren Höhepunkt in der späten 3. Zwischenzeit, aus der zahlreiche lange Stammbäume überliefert  sind; in der 2. Hälfte des 1. Jahrtausends werden entsprechende Angaben wieder seltener. Die väterliche Linie wird dabei bevorzugt berücksichtigt, entferntere Vorfahren der Mutter werden nur in besonderen Fällen angeführt. Der Zweck längerer Filiationen ist es vor allem, dem Anspruch der Familie auf bestimmte Ämter zu dokumentieren; daneben mag auch der Stolz auf eine vornehme Herkunft eine Rolle spielen. Im allgemeinen sind die genealogische Angaben recht zuverlässig, aber besonders in den langen Stammbäumen finden sich oft Unstimmigkeiten. Ihren Ursprung dürfte diese Sitte letztlich in Traditionen der Libyer haben, die nach dem Neuen Reich Ägypten beherrschen, aber sie hat sich rasch auch in überwiegend ägyptischem Milieu verbreitet.

After the end of the New Kingdom we increasingly find elaborate genealogical information on Egyptian monuments. Beginning in the 21st dynasty, this development reached its peak towards the end of the Third Intermediate Period; numerous long genealogies are known from that period. In the second half of the first millenium B.C., genealogical information becomes more scanty. The information mainly concerns the paternal line, maternal ancestors are given only in special cases. The chief purpose of the long genealogies is to document a family’s claim to certain offices; the demonstration of the family’s distinguished lineage may have also played a role. Egyptian genealogies are generally reliable, but the more elaborate family trees often show inconsistencies. The custom may have originated from the tradition of the Libyans who ruled Egypt after the New Kingdom, but it spread quickly into native Egyptian surroundings as well.
Angelika Lohwasser
Die Ahnenreihe des Aspelta
Im Fokus der Untersuchung steht eine linear über sieben Generationen von weiblichen Vorfahren laufende Genealogie, die auf der Inthronisationsstele des Königs Aspelta, der im frühen 6. Jh. v. Chr. in Nubien herrschte, erhalten ist. Es wird vorgeschlagen, dieses in seiner Art einmalige Zeugnis als einen von mehreren Versuchen der Legitimation des Aspelta zu sehen. Die Identifikation der im Giebelfeld dargestellten und zugleich an erster Stelle in der Genealogie genannten Frau mit Nasalsa wird hinterfragt und abgelehnt.

The main focus of this article is the genealogy of Aspelta, written on his inthronisation-stela. There seven generations of female members of the royal court, all bearing the title snt njswt (king‘s sister) are mentioned to legitimate the election of the Nubian king Aspelta (early 6th cent. BC). The women, their titles and the function of the genealogy will be discussed. The identification of the depicted mwt njswt (king’s mother) as Nasalsa is questioned and rejected.
Friederike Herklotz
Der Ahnenkult bei den Ptolemäern
Der Artikel beschäftigt sich mit dem Dynastiekult der Ptolemäer, der sowohl griechisch-hellenistische als auch ägyptische Elemente aufwies. Da nicht nur einzelne Personen dieser Herrscherfamilie, sondern die göttliche Funktion innerhalb der Familie verehrt wurde, kam den vergöttlichten Ahnen eine herausragende Stellung zu. Ein charakteristisches Merkmal dieses Kultes bildeten vor allem die Titel der eponymen Priester und die hieroglyphischen Ahnenreihungen. Darüber hinaus werden andere Formen vorgestellt, in denen die Verehrung der vergöttlichten Ahnen der Dynastie erfolgte. Besprochen werden zudem die griechischen und ägyptischen Vorbilder für den Ahnenkult der Ptolemäer. Ein spezielles Kapitel beschäftigt sich mit der herausragenden Rolle der Königinnen in diesem Kult, denn nur gemeinsam konnten das männ-liche und das weibliche Element die Königsherrschaft an ihre Nachkommen weitergeben.

The article discusses the dynastic cult of the Ptolemies, which contained Greek-Hellenistic as well as Egyptian elements. Not only individual members of this ruler family were honoured, but also the divine function within this family. So, the deified ancestors too received a particular position. Characteristic features of this cult were the titles of the eponymous priests and the hieroglyphic series of ancestors. Beside this, other types of ancestor-worship in Ptolemaic Egypt are presented. Furthermore the Greek and Egyptian patterns of the Ptolemies ancestor-cult are covered. A special chapter discusses the peculiar position of queens within this cult, because only both together, the male and the female element of the dynasty could pass on the kingship to their descendants.
Caris-Beatrice Arnst
Naturae imitatio. Hinweise auf Ritualpraktiken zur Adoption
Spruch 565 der Pyramidentexte beschreibt, wie der tote König durch die Göttin Nut aufgenommen wird. Während des freudigen Empfangs kommt der König irgendwie mit dem Saum ihres aq-Lendenschurzes in Berührung (§ 1426). Diese Passage, bislang missgedeutet, ist das Herzstück eines komplexen Adoptionsrituals. In Spruch 565 sind alle wesentlichen Einzelriten genannt, die vermutlich auch im Alltagsleben der alten Ägypter praktiziert worden sind. Sie lassen sich unterteilen in eine Phase der Trennung, der Umwandlung und der Angliederung – die typische Abfolge aller Übergangsrituale. Die simulierte Geburt (§ 1426) und das rituelle Stillen (§ 1427) sind Riten der Kategorie naturae imitatio, die biologisch-körperliche Vorgänge nachahmen und darauf abzielen, familiäre Bindungen zu erzeugen. Weil viele bildliche Darstellungen eine Göttin zeigen, die einen König stillt,  ist dieser Einzelritus genauer betrachtet worden. Abgesehen von anderen Aspekten muss er auch als Teil eines Adoptionsrituals aufgefasst werden.

Spell 565 of the Pyramid Texts describes how the dead king is received by the goddess Nut. During the joyful reception the king has came somehow into contact with the hem of her aq-cloth (§ 1426). This passage, misinterpreted until now, is the heart of a complex adoption-ritual. Within spell 565 are mentioned all the essential single rites, that might have been practiced in the daily life of the ancient Egyptians. They may be subdivided into phases of separation, transformation and affiliation – the typical sequence for all “rites de passage”. The simulation of birth (§ 1426) and the ritual breast-feeding (§ 1427) are rites of the category naturae imitatio, that imitate biological-physical processes and were intended to create family ties. As many images show a goddess nursing a king, this single rite is considered in greater detail. While allowing for other aspects, it has to be understood also as part of an adoption-ritual.
Matthias Müller
“Unter Brüdern!“ Verwandtschaftsbezeichnungen zum Ausdruck hierarchischer Positionen zwischen Herrschern altorientalischer Reiche am Ende des 2. Jahrtausends v.Chr.
Der Beitrag untersucht den Gebrauch von Verwandtschaftsbezeichnungen (z.B. “Bruder“, “Schwester“, “Vater“) in der internationalen Kommunikation zwischen Herrschern des antiken Vorderen Orients in der zweiten Hälfte des 2. Jahrtausends v.u.Z. Der Gebrauch von Verwandtschaftsbezeichnungen kontrastiert mit Ausdrücken, die Abhängigkeiten beschreiben, wie “Herr“ und “Diener“. Beide Verwendungsmuster können spezifischen Kommunikationskontexten zugeschrieben werden: sozial Gleichgestellte benutzen die Verwandtschaftsterminologie, während Personen in unterschiedlichen sozialen Straten Begriffe nutzen, die Abhängigkeiten beschreiben. Die Unterscheidung ist nicht zufällig oder wurde ad hoc für den spezifischen Gebrauch in der internationalen Korrespondenz eingeführt, sondern wurzelt in einem pragmatischen Subsystem der konventionellen vorderasiatischen Briefkorrespondenz.

This article examines the use of kinship terms (e.g. “brother”, “sister”, or “father”) in the international communication between rulers of ancient Near Eastern realms in the latter half of the second millennium bce. The use of kinship terms contrasts with the use of terms expressing dependency like “lord” and “servant.” Both patterns can be assigned to specific contexts of communication: it will be shown that social equals use kinship terms while those on different levels of a social scale use the dependency terms. This distribution is not random or initiated in an ad hoc manner for the special needs of international correspondence but is rather based on pragmatic subsystems of Near Eastern letter writing.
Martin Stowasser
Die Genealogien Jesu im Evangelium des Matthäus und Lukas
Die fiktiven Stammbäume Jesu im Evangelium des Matthäus und des Lukas sind tief im genealogischen Denken Altisraels verankert, das kreativ den eigenen theologischen Absichten dienstbar gemacht wird. Die matthäische Genealogie erfüllt zunächst den legitimierenden Zweck, Jesus als Messias Israels auszuweisen, was durch die Aufnahme Davids in dessen Ahnenreihe geschieht. Sie bereitet darüber hinaus einen zeitgenössisch kontroversen theologischen Gedanken vor, der das gesamte Buch prägt: Die Aufnahme von Heiden ins Gottesvolk Israel und damit eine universale Heils-Geschichte. Mit Abraham, dem Vater der Proselyten, und vier Heidinnen unter Jesu Vorfahrinnen setzt die Genealogie dafür erzähltechnisch das erste Signal. In der lukanischen Genealogie sticht einerseits die in jüdischer, nicht jedoch hellenistischer Tradition auffällige Rückführung bis auf Gott ins Auge. Sie entspricht Jesu Würde, aus Gottes Geist gezeugter Sohn zu sein. Als entscheidender für das Verständnis dieser Genealogie erweist sich jedoch die Rückführung Jesu bis auf Adam. Lukas schafft damit einen ersten wichtigen Baustein für sein universales Heilskonzept, indem er Jesus in die gesamte Menschheitsgeschichte einschreibt. Er bereitet aber besonders sein beispielhaft-paränetisch akzentuiertes Jesusbild vor, das bereits im unmittelbaren Kontext durch das Bestehen der satanischen Versuchung narrativ entfaltet wird und den Lesern als erste Aufforderung zur Nachahmung dient. Beide Genealogien Jesu bilden also wichtige Mosaiksteine im literarischen wie theologischen Konzept des Matthäus- und Lukasevangeliums.

The fictitious genealogies of Jesus in the Gospels of Matthew and Luke are strongly connected with the use of such lists in the literary and theological tradition of Ancient Israel. The evangelists used this tradition in a quite creative way. The genealogy of Matthew lists king David among the ancestors of Jesus since the (kingly) Messiah was expected to be of Davidic offspring. The occurrence of Abraham, in Jewish tradition called “father of the proselytes”, is to be understood in line with the listing of four women, all of gentilic origin. By modelling the genealogy Matthew introduces a central but in his days disputed topic of his book: the incorporation of gentiles among Israel, God’s chosen people, in order to grant salvation to all mankind. The genealogy in Luke traces Jesus back to Adam adding God himself as last element to the list. This divine descendance, being more peculiar for Jewish eyes than those of gentile readers, echoes Jesus’ dignity as Son of God, rooted in the infancy narrative where the child is begotten by God’s Spirit. More important, however, in Luke’s concept seems to be the Adamitic line of the genealogy. The evangelist favours the idea of universal salvation for all mankind, not just for Israel. Adam as the common ancestor of all humanity as well as of Jesus, the Son of God and redeemer, expresses this in genealogical terms. The following story of the temptation of Jesus develops another aspect. The Son of Adam serves here and in the rest of the Gospel as example for Christians struggling with their vocation in everyday life. In summary, both genealogies are important bricks in the literary as well as the theological mosaics of the books they belong to.
Claus Schönig
Fiktive Völkergenealogien im Diwan Lughat at-Turk des Mahmud al-Kaschgari
Im letzten Viertel des 11. Jahrhunderts entstand in Baghdad eines der wohl bedeutendsten Werke mittelalterlicher Philologie, das arabisch geschriebene und nach den Vorgaben der arabischen Nationalgrammatiker strukturierte enzyklopädisch-philologische Wörterbuch der damaligen Türkdialekte, genannt Diwan Lughat at-Turk. Dabei finden sich die meisten Informationen über die Dialekte der Tschigil und der Oghusen. Ersterer ist eng verknüpft mit dem Sprachstandard des türkischen Karachaniden-Reichs, das hundert Jahre vorher zum Islam konvertiert war; aus der Oberschicht dieses Reiches stammte auch Kaschgari selbst. Zum Oghusischen gehörte die Sprache der Seldschuken, die 1055 die Macht im Kalifen-Staat an sich gerissen hatten; sie waren damit auch die Herren von Baghdad, wo Kaschgari lebte und sein Werk verfaßte.
Der Diwan hatte zum einen die Aufgabe, die Dialekte, aber auch Bräuche, Geisteswelt, Alltag etc. der Türken der neuen Umgebung soweit wie möglich zugänglich zu machen; wie bei wissenschaftlichen Werken üblich wurde dabei das Arabische als Metasprache gewählt. Zum anderen hat das Werk auch eindeutig propagandistische Funktionen. Zum ersten sollen dabei die Türken im allgemeinen als seit Urzeiten her der im islamischen Nahen Osten ansässigen Völkerfamilie zugehörig identifiziert werden; dies geschieht mit Hilfe genealogischer Anknüpfung an biblisch-koranische Figuren und eines nicht-existenten Hadiths. Zum zweiten soll die Stellung der neuen seldschukischen Herren hervorgehoben werden, wozu ein weiterer nicht-existenter Hadith herangezogen wird; daneben werden auch angebliche Passagen aus der Iskender-(Alexander-) Geschichte herangezogen, um Oghusen und andere Türken als seit altersher zum Bestand der nah- und mittelöstlichen Völkerfamilie auszuweisen. Bei aller Hervorhebung der Stellung der Seldschuken wird dabei aber gerade im philologischen Teil darauf geachtet, daß es zu keiner echten Zurücksetzung seiner heimatlichen Karachaniden und ihrer Herrscherdynastie kommt. Schließlich erfahren wir noch, daß sich die Karachaniden bereits darauf eingelassen hatten, mittels eines epischen Stoffes ihren Platz auf der mentalen Karte dieses Teils der islamischen Welt einzunehmen: wohl nicht durch Zufall war das auf älterem iranischen Sagenstoff beruhende Schah-name von Firdawsis zumindest im Staat Sultan Mahmud von Ghazna gefördert worden, der sich, obwohl türkischer Herkunft, auf eine größtenteils persischsprachige Bevölkerung stützte. In dem Epos kämpfen die Helden von Iran gegen die Völker von Turan, dem Türkenland, das von Afrasiyab geführt wird. Und ebendiesen Namen übernahm der Herrscherclan der mit Ghazna konkurrierenden Karachaniden, der sich nach Kaschagari offiziell “Dynastie des Afrasiyab“ nannte.

In the last quarter of the 11th century one of the most important pieces of medieval philology was compiled according to the rules of Arab national philology – the encyclopaedic dictionary of the contemporary Turkic dialects named Diwan Lughat at-Turk. Most of the linguistic and folkloristic relevant entrances concern the dialects of the Chigil and the Oghuz. Chigil data are also relevant for the linguistic situation of the Karakhanid empire. This state had converted a hundred years before Kashgari to Islam. Kashgari himself was a member of the ruling class of this state. The Oghuz language was at the same time the language of the Seljuks, who had overtaken power in the Caliphate in 1055. In this year they had conquered Baghdad, the town, in which Kashgari lived and composed his dictionary.
The The Diwan was written not only to give information about the dialects of the Turks. At the same time it provides the reader with informations about customs, everyday life, the spiritual world etc. of the Turks to the inhabitants of their new homelands. As usual in this region of these times the dictionary was written in Arabic. But the Diwan was not only composed to give information, it had also propagandistic function. The Turks appear as relatives of the peoples living in the Near and Middle East since most ancient times. To connect the Turks with these peoples connections are constructed to Biblical and Koranic characters and a non-canonical (non-existing) hadith. Furthermore Kashgari intends to underscore the prominent position of his new masters, the Seljuks, by the help of another non-canonical hadith. Additionally he uses equally doubtful passages of the Alexander romance to designate the Oghuz and other Turks of ancient members of the “peoples’ family“ of the Near and Middle East. But even if he underscores the prominent position of the Seljuks, he always takes care that the Karakhanis Turks and their ruling clan remain in a comparable position. This mainly holds true for his philological remarks. In addition we learn that already the Karakhanids joined the game of integrating themselves into the mental map of the Near and Middle East by using old epics. Not without political and propagandistic intentions the Shah-name of Firdawsi (based on old Iranian epics) was promoted in the state of Mahmud of Ghazna. This ruler, although of Turkic offspring, ruled over mostly Iranian, Persian-speaking people. In the Shah-name the heroes of Iran fight against the peoples of Turan, the land of the Turks, who were led by Afrasiyab. And exactly this name was overtaken by the enemies of Ghazna, the Karakhanids, as their official dynastic name, i.e. “Dynasty of Afrasiyab“.