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Martin Fitzenreiter
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Einleitung
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Die Einleitung versucht, die Zielsetzung des workshops und seine wesentlichen Ergebnisse zu umreißen. Schwerpunkte werden unter der Prämisse gesetzt, Elemente einer archäologischen Geschichtswissenschaft zu formulieren, wie sie als methodische Grundlage besonders der Geschichtsschreibung alter Kulturen sinnvoll erscheint.
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Im ersten Abschnitt Geschichte zwischen Konstrukt, Medium und Befund wird entlang der vorgetragenen Fallstudien diskutiert, was ‚Geschichte’ im Sinne einer historischen Narrative ist und wie sie auf uns kommt. Geschichte wird als ein Konstrukt charakterisiert, dass eine bestimmte mediale Form hat und als Befund immer neu und konkret erhoben wird.
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Im zweiten Abschnitt Geschichte zwischen Ereignis, Bedingung und Struktur wird ‚Geschichte’ als erkenntnistheoretische Kategorie behandelt: wie ‚Ereignisse’ und daraus ‚Geschichte’ überhaupt werden. Bestimmte ‚Vorfälle’ werden durch das ‚Erleben’ als etwas Außergewöhnliches zu ‚Ereignissen’. Die auf einen bestimmten Zweck hin formulierte logische Verknüpfung der Ereignisse schafft ‚Geschichte’.
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Der dritte Abschnitt Archäologie der Geschichte widmet sich der Frage, welche Perspektiven die im workshop geleistete methodische Arbeit für die praktische Geschichtsschreibung antiker Kulturen eröffnet. Dabei wird herausgestellt, dass der archäologische Befund in historischer Sicht überkomplex ist, aber nicht universell: der Befund birgt quasi unendliche Potenzen der historiographischen Interpretation, ist aber immer auch fragmentarisch.
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The introduction outlines the focus and main results of the workshop. Emphasis is placed on describing elements of an archaeological historical science to be used as methodological basis for the historiography of ancient civilisations.
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Using the collected essays as references, the first section History between construct, medium and evidence discusses what ‘history’ means in the sense of a historical narrative and how it is transferred to us. History is defined as a construct, coined by specific medial patterns and continually transformed over time in the shape of an archaeological record.
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The second paragraph History between event, condition and structure deals with ‘history’ as epistemological category: how ‘events’ and from this ‘history’ are made. ‘Events’ evolve out of certain ‘incidents’ by ‘experiencing’ them as something extraordinary. ‘History’ is shaped by the logical combination of such ‘events’ targeting a specific objective.
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The final section Archaeology of history summarizes perspectives on the practical historiography of ancient civilisations. It is stressed, that the archaeological record is hyper-complex on the one hand, but by no means universal on the other: it bears practically infinite potential for historiographical interpretation, but at the same time always remains fragmentary.
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Reinhold Bichler
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Probleme und Grenzen der Rekonstruktion von Ereignissen am Beispiel antiker Schlachtbeschreibungen
Zur Fragestellung im Rahmen des Generalthemas der Tagung (Das Ereignis. Zum Nexus von Struktur- und Ereignisgeschichte)
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Die großen Entscheidungsschlachten der klassischen Antike gehören zum festen Bestand unseres historischen Allgemeinwissens. Ihre Rolle als mehr oder weniger bedeutende Ereignisse, die in unsere Geschichtsdarstellungen eingebettet sind, steht außer Zweifel. Doch die Rekonstruktion des faktischen Geschehens mit Hilfe unserer maßgeblichen Quellen, d. h. literarischer Zeugnisse, Schlachtbeschreibungen von Historiographen, ist kein leichtes Unterfangen. Ich habe daher versucht, die gebräuchlichsten Strategien zu untersuchen, die von verschiedenen Autoren berühmter Schlachtenberichte (von Thukydides und Xenophon bis Caesar und Arrrian) benutzt werden, um ein klares Bild der Ereignisse zu liefern, um solcherart den epistemologischen Status dieser „Ereignisse“ innerhalb unserer traditionellen Geschichtsdarstellungen zu überdenken: Wie nahe kommen wir wirklich an die historische Wirklichkeit?
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Great decisive battles, fought in classical antiquity, are part of our common historical knowledge. Their role as more or less important events, embedded in our historical narratives, is beyond any doubt. Yet the reconstruction of the facts, considering the relevant sources, i.e. literary documents, battle descriptions made by historiographers, is not an easy task. I tried therefore to examine the main strategies to give a clear cut image of the events, used by different authors of famous battle narratives (from Thucydides and Xenophon to Caesar and Arrianus), in order to reconsider the epistemological status of those events within our traditional historical narratives: How close can we really come to historical reality?
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Nadja S. Braun
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Visual History Bilder machen Geschichte
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Bei der Rekonstruktion historischer Ereignissen spielen Bildquellen eine entscheidende Rolle, denn mehr als alle übrigen Quellengattungen sind sie in der Lage, emotional zu bewegen und dabei historische Deutungsweisen zu transportieren. Gerade die so genannten Schlüsselbilder, die von Generation zu Generation weitergegeben werden, haben einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf das visuelle und damit auch das kollektive Gedächtnis einer Gesellschaft. Äußere Bilder generieren dabei innere, mentale Bilder, so dass stereotype innere Deutungsmuster ausgeprägt werden, die dann wiederum die künftige Rezeption leiten.
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Aus diesen Gründen werden und wurden Bilder bewusst eingesetzt, um Sinn zu generieren und politische Wirkungsmacht zu entfalten; dadurch sind sie letztlich sogar in der Lage, selbst Realität zu schaffen und damit Geschichte zu machen, anstatt nur über historische Ereignisse zu berichten, und stellen somit eine wirkungsmächtige Waffe in politischen und militärischen Auseinandersetzungen dar.
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Daher galt und gilt, dass Bilder nie einfach nur als Abbild historischer Wirklichkeit betrachtet werden dürfen, sondern bestenfalls einen kleinen Ausschnitt vergangener Ereignisse wiedergeben und das so, wie sie der Hersteller oder Auftraggeber wahrgenommen hat bzw. wie er sie akzentuierend, verfälschend oder idealisierend vermittelt haben wollte.
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Der Aufsatz zeigt an Beispielen, wie gerade in Krisenzeiten solche Bilder herangezogen wurden und werden, um die Stabilität der bestehenden Ordnung zu garantieren oder eine neue zu legitimieren.
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Visual sources play a decisive part in reconstructing historical events. More than any other kind of source they are able to move emotionally and to convey historical interpretations at the same time. The so called “Schlüsselbilder”, which are transmitted from generation to generation, have an essential influence on the collective memory of a society, to a degree which should not be underestimated. Visual images create mental images, thus developing stereotypical inner interpretations, which guide future reception processes. |
For these reasons, pictures were and are used to generate meaning and establish a potential for political impact. Thereby images are, in the end, able to create a reality of their own, and to make history instead of just reporting it. In this way, they constitute an effective weapon in political and military conflicts. Therefore, images were and are more than mere copies of historical truths; they reproduce at most small extracts of historical events, and even those in the way the producer or commissioner wanted them to be accented, idealized or even falsified. |
This essay uses examples to show how especially in times of crisis such images were and are consulted to ensure the stability of an existing order, or to legitimate a new one.
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Stefan Burmeister |
Die Varusschlacht als historisches Ereignis Ereignis für wen? |
Die Niederlage der Römer wurde vor kurzem an prominenter Stelle als »Urknall der deutschen Geschichte« bezeichnet. Damit stellte sich die für die Römer so verheerende Schlacht als Ereignis par excellence dar. Die Varusschlacht ist ein Gründungsmythos deutscher Geschichte. Es geht hier jedoch weniger um die Sinnhaftigkeit, den deutschen Kreißsaal nach Kalkriese, dem heutigen Ort des Schlachtfeldes, zu legen, als vielmehr dem Ereignishaften dieses ›Ereignisses‹ nachzugehen.
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Seit dem 16. Jahrhundert ist die Varusschlacht im öffentlichen Diskurs und war vor allem im 19. Jahrhundert sinnstiftend für die Ausbildung deutscher Identität. Die vagen und auch sehr heterogenen Angaben der historischen Berichte liefern die Modelliermasse, mit der jeweilige zeitgenössische ›Erzählungen‹ ausgestaltet wurden.
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Die historische und die seit 20 Jahren vorliegende archäologische Überlieferung geben einen jeweils eigenen Blick auf das Ereignis der Varusschlacht. Vor allem die archäologischen Quellen sollen auf ihre Tauglichkeit überprüft werden, das Ereignis zumindest in Ansätzen widerzuspiegeln.
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Für den Versuch der Standortbestimmung einer archäologischen ›Geschichtsschreibung‹ ist an diesem konkreten Fall zu fragen, warum dieses spezifische Ereignis konkret ein Ereignis historischer Wirkmächtigkeit ist und was überhaupt das Wissenswerte daran ist.
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The defeat of the Roman army in the Varus battle has recently been labelled as the »big bang of German history«. In this perspective the devastating battle for the Romans is seen as an incident par excellence. The Varus battle is a founding myth of German history. Here I will deal less with the question of how much it makes sense to place the delivery room of German nation at Kalkriese, the most likely place of the ancient battle field site, and seek instead to track what makes this »incident« an incident.
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Since the 16th century the Varus battle has been a subject of discourse, and especially in the 19th century it was essential in the formation of a German identity. The vague and heterogeneous records in ancient written sources allowed different historical narratives to be moulded.
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Historical and, for twenty years now, archaeological records give specific perspectives on the Varus battle. Especially the archaeological evidence shall be reviewed for its ability to reflect at least in parts this incident. |
To take a look at the possibility of archaeological historiography in this specific case we have to ask, for what reasons this particular incident is an incident of historical impact and what at all is worth knowing in it.
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Das Jahr 12 des Echnaton. Ereignisüberlieferung zwischen medialer Inszenierung und sepulkraler Selbstthematisierung
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In zwei Felsgräbern von Amarna wird in Bild und Text ein Ereignis beschrieben, das durch eine protokollarische Datumsangabe auf das Jahr 12, 2. Monat der Peret-Jahreszeit, Tag 8 datiert wird. Der gezeigte „Fremdvölkerempfang“ ist eines der ganz wenigen, explizit überlieferten Ereignisse der Amarnazeit. Und doch ist seine Bedeutung für die Geschichte dieser Periode umstritten.
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Der Beitrag unterscheidet zwei Ebenen in der Realisierung und Dokumentation des Vorganges. Die „offizielle“ Ebene, auf die das bildliche Sujet und das Textformular zurückgehen, ist uns nicht erhalten und kann nur über die Dokumentation in den funerären Kultstellen rekonstruiert werden. Demnach handelt es sich um die Inszenierung eines auf die Affirmation pharaonischer Macht über die Grenzen Ägyptens hinaus bezogenes Ritual, dass auf ein bereits etabliertes Muster solcher Tributempfänge zurückgreift und dieses variiert. Auf einer „privaten“ Ebene sind beide Darstellungen Teil der Selbstthematisierung der Grabherren Huya und Merire (II), die in ihren funerären Kultstellen den individuellen Status in der Elitegesellschaft von Amarna affirmieren. Der Nexus beider Ebenen könnte darin bestehen, dass das Ritual des Jahres 12 eine Statuserhöhung der Nofretete auf ritueller Ebene verwirklichte, da beide Grabherren in der Harîmsverwaltung hohe Posten innehatten.
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Das Beispiel zeigt, wie ein historisches Ereignis für die moderne Historiographie hinter den oft mehrfach gebrochenen medialen Strukturen seiner Inszenierung und Tradierung verborgen ist und nur durch eine kontextuelle Analyse rekonstruiert, letztendlich aber auch nur durch Vermutungen in eine den modernen Wissensbedürfnissen entsprechende Form gebracht werden oder neu erzählt werden kann.
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Two of the rock tombs of Amarna include pictures and texts describing an event dated to year 12, second month of the peret-season, day 8. The so called “tribute of foreigners” is one of the extremely rare attestations of an actual event from the Amarna period. Nevertheless its historical significance remains disputed.
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The paper distingushes two layers of realisation and documentation of the event. The “official” version, providing the pictorial sujet and the text, has not been preserved and can be reconstructed only with the aid of the tomb decoration. According to this, the year-12-event was the celebration of a ritual intended to affirm pharaonic power beyond the borders of Egypt, and building, with variants, on a previously established model of such reception of “tribute”. On the “private” level of funerary chapels both compositions are part of the self-presentation of the tomb owners Huya and Merire (II), highlighting the tomb owners’ status as members of the Amarna elite. The nexus of both layers could be a supposed elevation of the status of Nefertiti by this ritual, since the tomb owners hold high positions in the harîm and other institutions of female members of the royal familiy.
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The example shows how a historical event is hidden by its medial structure of its staging and transmission. Only contextual analysis enables the historian to reconstruct content and meaning of such a ceremonial event, though still only speculatively converted into a form answering to modern scientific exigencies, or a new narration.
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Antonia Giewekemeyer |
Zur Bedeutung literarischer Erzählstrategien für die Darstellung normwidriger realgeschichtlicher Ereignisse in zwei Texten des Neuen Reichs
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Basierend auf Theorien des Geschichtswissenschaftlers Hayden White, werden zwei narrative Texte die erste Rede Ramses II. im Kadesch-Poem sowie die den Haremsverschwörungsdokumenten zugehörigen Rifaud-Dokumente analysiert, die sich beide dadurch auszeichnen, dass in ihnen normwidrige, gegen den König gerichtete Handlungen unter Rückgriff auf dieselben literarischen Stilmittel und Topoi thematisiert werden. Es wird gezeigt, dass diese Ähnlichkeiten daraus resultieren, dass beiden Texten dieselbe literarische Plotstruktur samt ihrer spezifischen Welterklärungsmodelle zugrunde liegt. Eine durchaus nicht zufällige direkte Analogie besteht hier zu der Lehre des Amenemhet: In allen drei Texten werden die gegen den König gerichteten Handlungen durch den Rückgriff auf dieselben kulturspezifischen Erzählformen und Erklärungsmodelle in identischer Weise sinnhaft ins Weltbild eingeordnet.
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Based on theories of the historian Hayden White two narrative texts are analysed: the first speech of Ramses II. in the so called Kadesh-Poem (Literary Record) and the Rifaud-Documents which are concerned with the harem conspiracy. It will be shown that in both texts the violation of social rules by inferiors is made intelligible by endowing those real events with the kinds of meaning found otherwise in literary texts such as the Teaching of King Amenemhat.
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Roberto B. Gozzoli |
History and Stories in Ancient Egypt. Theoretical Issues and the Myth of the Eternal Return.
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Der Beitrag diskutiert das Verhältnis von Geschichtsschreibung und Altägypten, wobei ein Schwerpunkt auf die Lücken und Probleme gelegt wird, mit denen Historiker konfrontiert sind, die altägyptische Quellen nutzen. Von besonderer Bedeutung ist dabei die Existenz bestimmter literarischer Motive in den Texten. Unter Bezug auf Theorien des New Historicism wird als ein Beispiel das Motiv der „Rückkehr des Königs“ in seinem besonderen Bezug auf Psammetich I. behandelt. Der Rückgriff auf dieses Motiv wird aus der besonderen politischen Situation im späten 1. Jahrtausend v.Chr. gedeutet.
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A discussion over the relations between historiography and Ancient Egypt is offered here, with critical examination of gaps and problems scholars face in dealing with ancient Egyptian historical sources, in particular for the relation between the existence of topics in those ancient texts. As New Historicism theories are put forward, the specific example of the implications of the “Return of the King” theme, explicitly connoted to Psammetichus I is proposed here. The recurrence of such a theme is then historically defined into the political situation of the late first millennium BC and beyond.
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Das Ende der christlich-nubischen Reiche
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Im Mittelalter, von etwa 650 bis 1500 n. Chr., blühten im nördlichen Sudan mehrere christliche Reiche. Ihre Geschichte lässt sich zum Teil an Hand von Erwähnungen bei arabischen Schriftstellern rekonstruieren. Das Ende der christlich-nubischen Reiche ist dagegen in vielen Punkten noch immer ungeklärt. In diesem Beitrag soll auf zwei Faktoren aufmerksam gemacht werden, die vielleicht eine entscheidende Rolle beim Untergang gespielt haben, und die in der bisherigen Diskussion so gut wie keine Rolle spielten. Es handelt sich um die Verschiebung von Handelsrouten im 12. Jahrhundert und um die Pest, die in der Mitte des 14. Jahrhunderts vor allem in Europa und im Nahen Osten wütete.
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From about AD 640 to 1500 there flourished in the northern Sudan two Christian empires. Their history is fairly well known from Arab sources. However, the history of the end of these empires remains problematic. In this contribution two factors, hitherto not considered, will be discussed. First, the twelfth century brought radical change to trade routes from central Africa to the Mediterranean world and Western Asia. Then, in the fourteenth century the Black Death had a devastating impact on most societies in the same regions. The impact of both on Nubia will be discussed.
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Erlebte Geschichte -- ein authentischer Bericht
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In einer ereignisbezogenen historischen Inschrift berichtet deren Autor Henqu über die Situation im 12. unterägyptischen Gau, bevor er mit seinem Bruder dessen Geschicke leitete. Dabei werden die schriftlichen Informationen in eindrucksvoller Weise ergänzt durch ein bewußtes Spiel mit der Ausrichtung und Stellung der Hieroglyphen. Dieser Umstand führte bei früheren Interpretationen zu Missverständnissen, da die Gestaltung der Inschrift unberücksichtigt blieb. Von besonderer Bedeutung sind die Informationen über den wirtschaftlichen, moralischen und religiösen Verfall, die einen deutlichen Hinweis auf die Datierung der Inschrift zu Beginn der 1. Zwischenzeit geben.
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In a historical inscription, the author Henqu contrasts the situation that prevailed in the 12th nome of Lower Egypt before it was ruled by him and his brother with that of his tenure. To supplement the information conveyed by language, he purposefully exploits the visual potential of the hieroglyphic script by describing the chaos. Failure to recognize this feature of the text has led to several misunderstandings of its meaning in earlier attempts at translating it. Of particular interest are Henqu's remarks on his personal relationship to the divine and his recommendation that the young be denied access to his characterization of the era's chaotic conditions.
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Friederike Herklotz |
Ptolemaios XII. Neos Dionysos Versager oder siegreicher Pharao? |
Das Bild, das die antiken Schriftsteller von Ptolemaios XII. Neos Dionysos, dem Vater der berühmten Kleopatra VII., überliefern, ist wenig schmeichelhaft. Vermittelt wird der Eindruck eines schwächlichen Herrschers, der sein Königreich an die Römer verraten und in den wirtschaftlichen Ruin getrieben habe.
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Ein völlig anderes Bild geben die ägyptischen Quellen. Ptolemaios erscheint hier als großer Tempelbauherr. Auf den Pylonen von Philae und Edfu ist er dargestellt, wie er in traditioneller Weise die Feinde niederschlägt und damit seinen Pflichten als Pharao nachkommt.
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Im Artikel wird untersucht, wie die ägyptischen Zeugnisse bei der Rekonstruktion der Regierungszeit des Ptolemaios XII. genutzt werden können, um die Ereignisse, die in der antiken Geschichtsschreibung geschildert werden, zu ergänzen und ein umfassenderes Bild dieses Pharaos zu gewinnen.
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The image of Ptolemy XII Neos Dionysos delivered by the ancient writers is not a very flattering one. He has been depicted as a weakly ruler who betrayed his kingdom to the Romans and ruined it economically.
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The Egyptian sources provide a completely different image. Ptolemy appears as a great builder of temple complexes. The pylons of Philae and Edfu show him fulfilling his duties as a pharaoh striking down his enemies.
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The article investigates how the Egyptian testimony can be used to reconstruct the reign of Ptolemy XII. The aim is to complete the events reported by the ancient writers and to gain a more comprehensive image of this pharaoh.
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Die Rolle des Unbekannten in der ägyptischen Geschichte
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Aus dem Alten Ägypten sind nur recht wenige historische Ereignisse überliefert, und es gab auch keine zeitgenössische Geschichtsschreibung, die größere Zeiträume umfaßt. Die ägypto-logische Geschichts-schreibung hat daher bestimmte Strategien entwickelt, das wenige, das uns bekannt ist, zusammenhängend zu erzählen; nicht alle davon sind angemessen.
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Ist eine Epoche schlecht dokumentiert, werden oft kulturgeschichtliche Fakten ganz unterschiedlicher Art aufgeführt, um die Lücken zu überbrücken. Zusätzlich lassen sich Zusammenhänge herzustellen, indem man das wenige Bekannte als charakteristisch für die historische Entwicklung darstellt, indem man die Bruchstücke der Überlieferung in einen (konstruierten) größeren Zusammenhang einordnet oder Einzelfunde durch (oft voreiligen) Anschluß an bekannte Entwicklungen deutet. Getäuscht durch diese Fiktion von Kohärenz, wird aus der Tatsache, daß nichts Wichtiges überliefert ist, nicht selten geschlossen, es sei auch nichts Wesentliches geschehen.
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Insgesamt gesehen ist es eine unangemessene Vorgehensweise, die Lücken unserer Kenntnis der Geschichte des Alten Ägypten durch Füllmaterial oder Konstruktion von (oft nur vermeintlichen) Zusammenhängen zu überbrücken, man sollte die Lücken im Gegenteil explizit machen und bei historischen Rekonstruktionen stets das große Ausmaß des Unbekannten berücksichtigen.
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Only very few records of historical events have been handed down to us from Ancient Egypt, and there was no contemporary historiography which covered larger periods. As a consequence, Egypto-logical historiography has developed certain strategies to sketch a coherent picture out of the sparse information which is known to us, and not all of these strategies have been adequate.
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If a period is poorly documented, various facts from cultural history are often lumped together to bridge the gaps. In addition, the isolated facts that are known are often described as characteristic of the period. They are arranged in a (contrived) greater context or their interpretation is accomplished by incorporating them into well known historical developments.
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On the whole, the attempt to bridge the gaps in our knowledge of the history of Ancient Egypt by filling them with whatever facts from cultural history, or by establishing (often fictitious) connections, has proven to be a (highly) inappropriate method. On the contrary, those gaps should be clearly pointed out, and the great mass of the unknown should always be kept in mind in any attempt to reconstruct pharaonic history.
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Christian Kassung |
Struktur und Ereignis: ein Synchronisationsproblem |
Seit Heraklit gilt die Zeit als jener existentielle Horizont, der Erfahrungen und damit Ereignisse allererst ermöglicht. Doch haben Ereignisse von sich aus keinerlei Bedeutung. Sie werden erst innerhalb bestimmter Strukturen oder Symbolsysteme in Differenz zu anderen Ereignissen kommunizierbar. Der Beitrag zeigt anhand von drei sehr unterschiedlichen kurzen Beispielen, daß es einerseits die Synchronizität von Ereignissen ist, die kausale Strukturen nahelegt. Andererseits aber müssen zwei synchrone Ereignisse noch lange nicht gleichzeitig sein, denn Sychronizität ist stets ein medialer Effekt.
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Since Heraclitus, time is regarded as the existential horizon enabling experiences and hence events. However events have no meaning by themselves. They only become communicable within particular structures or symbolic systems in distinction to other events. On the one hand the synchronicity of events leads to the assumption of causal structures, as three short examples are used here to illustrate. On the other hand two synchronic events do not necessarily have to emerge simultanously, because synchronicity is always an effect of medium.
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Dieter Metzler
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Achsenzeit als Ereignis und Geschichte
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Mit dem Begriff „Achsenzeit“ bezeichnete Karl Jaspers 1949 die weltgeschichtliche Epoche, in der etwa gleichzeitig um 500 v. Chr. die großen Denker Konfuzius, Laotse, Buddha, Zarathustra, die jüdischen Propheten und die griechischen Dichter und Philosophen auftreten ein Phänomen, das schon 1771 von Anquetil Duperron bemerkt und als „revolution dans la nature“ gewertet worden ist. Sein heuristisch-geschichtstheoretischer Erkenntniswert liegt in der Möglichkeit, über regionalgeschichtliche Erklärungen hinaus nach global wirksamen Gründen für das Auftreten von Vergeistigung, Verinnerlichung, Rationalität und Kritik zwar in regional unterschiedlichen aber vergleichbaren Formen zu fragen. Zum einen ist allen gemeinsam eine mehr oder minder explizite Kritik der Werte der älteren auf asiatischer Produktionsweise basierenden Hochkulturphase. Darüber hinaus sind reale Kontaktmöglichkeiten auch zwischen den weit entfernten Regionen nachweisbar.
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Axial Age/Achsenzeit is the term Karl Jaspers used in 1949 to characterize that epoch of world-history, when there appeared nearly simultaneously about 500 BC the great wise men such as Confucius, Laotse, Buddha, Zoroaster, Jewish prophets and the Greek philosophers and poets a phenomenon already seen by Anquetil Duperron in 1771 and judged by him as „a revolution in nature“. The term’s heuristic value and its meaning in theory of history may both be seen in their possibility to recognize beyond regional historical explanations some globally operative reasons for the ubiquitous emergence of spiritualization, internnalization, rationalism and criticism no doubt in regionally differenciated but nonetheless analogous and comparable forms. All have in common a more or less explicit critique of the values of the older civilizations based on the Asiatic mode of production, but there are also indications of possibilities for material contacts between the distant regions involved here.
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Juan Carlos Moreno García |
From Dracula to Rostovtzeff or: The misadventures of the economic history in early Egyptology |
Bram Stokers bekannte Romane “Dracula” und “The Jewel of Seven Stars” reflektieren die Krise der westlichen Werte am Vorabend des Ersten Weltkrieges. Ägyptologischer Einfluss ist besonders in “The Jewel” zu spüren, ein Buch, das publiziert wurde als die Verunsicherung in der europäischen Gesellschaft dazu führte, Altägypten zu einer Art verlorenes Paradies zu verklären, Hort der Schönheit und Hochkultur, hierarchischer Ordnung und spiritueller und ehrwürdiger Werte. Dieses mythische Bild war stark genug, um elitäre Kunstwerke und monumentale Bauten (Gräber, Tempel, Paläste) zum eigentlichen Gegenstand der Forschung zu machen. Entsprechend wurde die Sozial- und Wirtschaftsgeschichte jahrzehntelang vernachlässigt, wohl, weil sie zu „materialistisch“ und nicht untersuchenswert erschien. Darüber hinaus förderte der Mythos vom „ewigen Ägypten“ die Vorstellung, die ökonomischen und sozialen Verhältnisse der pharaonischen Zeit wären über Jahrtausende stabil geblieben und hätten sich bis in die Moderne erhalten. Vorschnelle Analogien und die zunehmende Isolierung der Ägyptologie gegenüber den Sozialwissenschaften verstärkten das bis in die Gegenwart andauernde Desinteresse an wirtschaftsgeschichtlichen Fragen.
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The celebrated novels “Dracula” and “The Jewel of Seven Stars”, written by Bram Stoker at the turn of the 19th century, show the crisis of the western values on the eve of the Great War. The influence of Egyptology is particularly noteworthy in “The Jewel”, published when the uncertainties of the European society and culture led to a regard for ancient Egypt as a kind of romantic lost paradise, a last repository of beauty, high culture, hierarchical order, spirituality and noble values. Such a mythical image has been powerful enough as to consider elite works of art and monumental buildings (tombs, temples, palaces) the true object of research. Consequently, social and economic history have been neglected for decades, probably because they were too “materialist” and not really worth studying. Moreover, the myth of the “eternal Egypt” strengthened the belief that the economic and social conditions prevalent in Pharaonic times had been the same for millennia, and that they had survived almost intact until modern times. Hasty analogies and the increasing isolation of Egyptology in respect to social sciences only deepened the lack of interest in economic history until recent times.
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Ludwig D. Morenz |
Ereignis Reichseinigung und der Fall Buto.
Inszenierungen von Deutungshoheit der Sieger und - verlorene - Perspektiven der Verlierer
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Im Rückblick erscheint das späte 4. Jt. v.Chr. als entscheidende Formierungsphase der ägyptischen Kultur. In Wechselwirkung mit sozio-ökonomischen Veränderungen wurde damals ein neuartiges symbolisches Kapital geprägt. Die Zeit der Könige SKORPION und Nar-meher (etwa 3080 3020 v.Chr.) bildete dabei in ereignis- und in diskursgeschichtlicher Perspektive die Scharnierszeit zwischen der proto- und der frühägyptischen Zeit. Mit der Schöpfung des ägyptischen Nationalstaates wurden sowohl Darstellungsformen und Diskurse, als auch neue Institutionen und Strukturen geprägt. In den hier generierten sakro-politischen Denkmustern des pharaonischen Staates wurden die Geschichtsvorstellungen für Jahrhunderte ideologisch als Anspruch auf eine pharaonische Universalherrschaft formuliert. Die erhaltenen Monumente sind Machtkunst mit Darstellungen aus der Perspektive der Sieger. Für ihre Interpretation ist es eine historiographisch und mentalitätsgeschichtlich spannende Frage, ob eine Art fiktiver Geschichte bereits in diesem sakro-politischen Diskurs des ausgehenden 4. Jt. v.Chr. möglich war oder vielleicht sogar geprägt wurde.
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Da wir nur die Perspektive der Sieger kennen, würde eine einfache Rückübersetzung der Deutungsgeschichte in Ereignisgeschichte drastische Verzerrungen schaffen. Wie weit können wir trotzdem in dieser ideologisch geprägten Machtkunst trotzdem Spuren der Geschichte der Verlierer aufdecken? Hier wird der Versuch unternommen für den mutmaßlichen Stadtstaat Buto Spuren der Unterlegenen zu sichten und zu kontextualisieren. So bieten ein Toponym und eine Lokalgottheit direkte Spuren, während die bildlich und schriftlich fixierten Inszenierungen der Sieger deutlich ideologielastige Fremdwahrnehmungen darstellen. Somit stellt sich die methodische Frage der Benutzbarkeit der Spuren für die Sichtbarmachung des Abwesenden / Verlorenen / Verdrängten.
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In retrospect the late 4th millenium BC appears as a decisive period in the development of Egyptian culture. In interaction with socio-economic changes a new symbolic capital has was coined in this time. From the perspective of evential and discursive history the reigns of king SCORPION and king Nar-meher (app. 3080 3020 BC) form the turning point between the proto and early dynastic periods. Creating the Egyptian national state new forms of representation and discourses as well as new institutions and structures were developed. Those sacro-political patterns of the pharaonic state were used for hundreds of years to express the ideological claim of pharaonic universal power. The surviving monuments are emblems of power expressing the perspective of the winner. From the point of historiography as well as mental history it is an interesting question, if there existed the possibility of a kind of fictive history incorporated into the sacro-political discourse of the late 4th millenium.
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Since we only know the perspective of the winner, a simple retranslation of affirmative history into event history would cause drastic distortions. But how to detect in this ideologically biased history of power traces of the history of the subjected? In this paper, using the assumed city state of Buto as an example, efforts are made to trace those subjected. A toponym and a local deity offer direct evidence, whereas the pictorial and textual representation of the winner clearly presents an ideologically transformed perception. Thus the methodological question of the reliability of sources for the illumination of the absent / lost / eliminated is posed.
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Lutz Popko
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Exemplarisches Erzählen im Neuen Reich? Eine Struktur der Ereignisgeschichte
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Die Kenntnisse der Politischen Geschichte des Neuen Reiches beruhen großteils auf königlichen wie nichtköniglichen Inschriften, die aufgrund ihrer Anwendungsmöglichkeiten für die moderne Geschichtswissenschaft meist als Historische Inschriften bezeichnet werden. Demgegenüber wird ihnen in jüngerer Zeit zunehmend die Historizität abgesprochen, weil sie nur Ereignisse wiedergeben, die ohnehin den Topoi der Weltordnung entsprechen. Diese Zweifel an der Zuverlässigkeit der Berichte über das Maß herkömmlicher Quellenkritik hinaus gesellen sich zu ihren schon früher bedauerten Mängeln: Die Berichterstattung ist sehr detailarm; weiterhin werden überhaupt nur wenige Ereignisse niedergeschrieben, die zudem so gut wie nie kausal verknüpft werden.
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Ein Vergleich mit der antiken Stilfigur Exemplum könnte diese scheinbaren Defizite ägyptischer Geschichtsschreibung erklären. Sowohl die Einschränkung auf wenige Ereignisse als auch die Kürze der Darstellung und die nicht vorhandene Einbindung in narrative, kausale Geschichte(n) sind typische Eigenschaften dieses Stilmittels. Exempla werden verwendet, um eine bestimmte Aussage zu illustrieren oder zu beweisen, weswegen stets nur solche verwendet werden, die diesem Zweck dienlich sind. Falls in der aktuellen Situation nötig, wird zudem der Wahrheit „nachgeholfen“, ohne daß damit generell die (Historische) Wirklichkeit geändert werden soll.
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Our knowledge of the political history of the New Kingdom depends largely on royal and non-royal inscriptions which are called „historical“ because of the use made of them by modern historians. In recent years the historicity of these texts is more and more questioned, for they only report on events that are in agreement with the Egyptian principle of world-order. These doubts on the credibility of the information doubts that go beyond the usual level of historical criticism are added to the obvious drawbacks of these texts: the paucity of events described, the description with only little detail, and the absence of causality between events.
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These apparent defects could be explained by a comparison with the stylistic device of the Ancients called exemplum. Both the reduction to few events and the brevity of the reports, as well as the absence of a long narrative (hi)story including causality of events are typical features of this stylistic device. Exempla were used to illustrate or to prove a certain statement. That is why only convenient examples are chosen. If it becomes necessary for the statement in question, details of these examples could be altered without involving a total modification of the (historical) reality.
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Stephen Quirke |
Sehel and Suez: canal-cutting and periodisation in ancient and modern history
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Große Bauunternehmungen werden einst und jetzt in der Regel mit den Namen von Herrschern verbunden, und können doch, wie Gramsci betont, „wie jeder historische Akt“ nur durch das „Kollektiv“ geschaffen werden (Quaderni III, 1331). Der Vergleich je einer solchen Unternehmung in der Antike und in der Neuzeit soll dazu dienen, bestimmte strukturelle Prinzipien zu bestimmen, die die Geschichtsschreibung stratifizierter Gesellschaften zu allen Zeiten determinieren. Der Beitrag analysiert zwei Ereignisse mittels ihrer auf den ersten Blick nicht vergleichbaren schriftlichen Dokumentation: den Bau eines Kanals am 1. Katarakt, der nach hieroglyphischen Inschriften auf Sehel unter Sesostris III., Thutmosis I. und Thutmosis III. erneuert wurde, und die Vollendung des Suez-Kanals, wie sie unter dem Khediven Ismail und in Geschichten des Kanalbaues seit seiner Eröffnung gefeiert wird. Unabhängig von ihrem unterschiedlichen Umfang bieten diese beiden ‚staatlichen’ Unternehmungen die Möglichkeit einer vergleichenden historischen Studie durch die beiden universitären Fächer Geschichte und Ägyptologie. Beide Ereignisse können als die Eröffnung neuer Räume interpretiert werden; mit anderen Worten: als strukturierende Momente in einer übergreifenden Periodisierung. In diesem Beitrag aber sollen die beiden so weit auseinanderliegenden Ereignisse gruppiert werden, um ein ganz anderes Prinzip der Strukturierung herauszustellen, das für eine auf Herrscher fokussierte akademische Geschichtsschreibung typisch ist: das prinzipielle Desinteresse am Verlust von Menschenleben wenn immer diese Verluste nicht die herrschende Klasse treffen, jene Klasse, zu der Historiker tendenziell gehören oder die sie unterstützen.
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Events in construction tend to be ascribed to rulers, ancient and modern, but can, as Gramsci stated of “any historical act”, only be achieved by “collective man” (Quaderni III, 1331). Comparison of one ancient and one modern event may be used to identify certain structural principles underlying historiography from stratified societies across time. This paper considers two events through their seemingly incomparable written reflection: the cutting of a channel at the First Cataract, renewed in the reigns of Senusrt III, Thutmes I and Thutmes III according to hieroglyphic inscriptions on Sehel Island; and the completion of the Suez Canal as celebrated under Khedive Ismail and in histories of the Canal since its opening. Despite their different scale, these two interventions by ‘the State’ may offer the possibility of a comparative historical study from within either of the separate university disciplines of History and Egyptology. Both events could be interpreted as opening new eras, in other words as structuring moments in the overarching historiographical task of periodisation. In this contribution, however, the two far-separated histories are juxtaposed to reveal a different structuring principle of an academic historiography focussed on rulers: the principle of indifference to loss of human life wherever the losses do not touch the dominant class, the class to which historians tend to belong or subscribe.
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Kim Ryholt |
Egyptian Historical Literature from the Greco-Roman Period
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Die Durchsicht der ägyptischen historiographischen Literatur der griechisch-römischen Periode zeigt, dass vor allem große Bauwerke, insbesondere solche mit Inschriften über militärische Unternehmungen, der entscheidende Faktor dafür waren, dass ein König in die literarische Tradition einging. Die Erinnerung an spezifische historische Ereignisse spielte eine geringere Rolle und beschränkte sich größtenteils auf drei Perioden nationaler Krisen, d.h. die Hyksos-Zeit, die Amarna-Periode und die assyrische Besetzung Ägyptens.
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A survey of Egyptian historical literature from the Greco-Roman period indicates that extant large-scale monuments, especially those containing descriptions of military campaigns, were the primary factor in deciding what kings entered literary tradition. The memory of specific historical events played a lesser role and was mainly confined to three periods of national trauma, viz. the Hyksos era, the Amarna age and the Assyrian domination of Egypt.
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"... da den Tyrannen sie erschlugen, gleiches Recht den Athenern schufen." Archäologie eines Attentats.
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In Athen töteten im Jahr 514 v. Chr. zwei Männer, Harmodios und Aristogeiton, den Peisistratiden Hipparchos. Im klassischen Athen wurde dieser Anschlag als Ursache des Wechsels von der Tyrannis zur Demokratie gesehen, aber auch in späterer Zeit, noch in der Moderne galt das Attentat als paradigmatisches antityrranisches Ereignis. In späteren, römischen Quellen als ›Tyrannentöter‹ bezeichnete Statuengruppen waren am Ende des 6. Jahrhunderts und dann wieder 477/6 v. Chr. auf der Athener Agora aufgestellt worden. Die spätere Gruppe gilt als erstes öffentliches, sekuläres Denkmal rein politischer Bedeutung und als visuelles Leitbild des demokratischen Athen. Diese Sicht auf das Geschehen ist schon von antiken Historikern, insbesondere Thukydides, kritisiert worden und wird dementsprechend heutzutage von Historiker als Geschichtslegende und Geschichtsklitterung bezeichnet.
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Die Basis der konträren Meinungen bilden unterschiedliche Medien der Erinnerung. Zu kaum einem anderen Geschehen der antiken griechischen Geschichte ist die Quellenlage so vielfältig. In dem Beitrag wird versucht, am Beispiel des Attentats von 514 v. Chr. die Konstruktion eines historischen Ereignisses im Rahmen unterschiedlicher Medien (Trinklied, Komödie, Geschichtsschreibung, Statuengruppe, Gefäßbild) zu verfolgen. In Bezug auf eine sozialhistorische Definition des Ereignisses wird untersucht, wie, mit welchen Mitteln und in welchem Rahmen, also in welchen Medien im Athen des 5. und frühen 4. Jahrhunderts v. Chr. das Geschehen des Jahres 514 verhandelt oder verarbeitet, präsent gehalten, in Anspruch genommen oder abgewertet wurde.
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In 514 BC in Athens two men, Harmodius and Aristogeiton, killed the Peisistratid Hipparchus. This attack has since been seen as the cause for the transformation from tyranny to democracy in classical Athens, a view maintained into the modern era, with the assassination being the representation of anti-tyrannical impulses. Statue groups of both assassins, called ›tyrannicides‹ in Roman literature, were erected in the Athenian Agora at the end of the sixth century and again in 477/76 BC. The latter sculpture is considered to be the first public, secular monument, conceived exclusively for its political meaning and as a visual statement for democratic Athens. This point of view already had its critics among ancient historians, Thucydides in particular, and is therefore defined by historians today as legend and historical misrepresentation.
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The basis for such contradictory interpretations is found within the varying media of memory. Reconstruction of the assassination can be drawn from a complex array of source material, as almost no other event in ancient Greek history can be. Using the example of the attack of 514 BC, an attempt is made here to analyse the construction of an historical event in different media (drinking song, comedy, history, statue group, ›vase‹ painting). The paper examines how, by what means, in what context, and by which media the occurrence of the year 514 was negotiated or dealt with, made current, utilized or devalued in 5th and early 4th Century BC Athens.
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Roland Steinacher |
Transformation und Integration oder Untergang und Eroberung? Gedanken zu politischen und ethnischen Identitäten im postimperialen Europa
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Die herkömmlichen Deutungsmuster von Eroberung, Unterwerfung, dem Sieg der einen über die anderen in der spätrömischen Mittelmeerwelt in ihrer Auseinandersetzung mit ‚Germanen’ und anderen ‚Barbaren‘ wurden in der Forschung der letzten zwei Jahrzehnte überwunden und haben zu einer neuen Sichtweise der Zeit zwischen 300 und 800 nach Chr. geführt. Anstatt von Begriffen wie „Konflikt“, „Invasion“ oder „Untergang“ ist die Tendenz der neueren Forschung „Integration“ oder „Transformation der Römischen Welt“ zu verwenden. Jüngst wurden von britischer Seite (Bryan Ward-Perkins, Peter Heather) wieder gegenläufige Argumente in die Diskussion eingebracht. Zu diesen und ihrer außerwissenschaftlichen Rezeption wird vor einem wissenschafts- und ideengeschichtlichen Hintergrund von Seiten der Wiener Schule der historischen Ethnographie Stellung genommen. Gentes als ethnisch definierte Gemeinschaften wurden mit dem staatsrechtlich definierten populus Romanus konfrontiert. Ethnizität wurde von den sich ins Imperium integrierenden Gruppen wie Goten, Burgunder, Vandalen und später Franken und Langobarden als neue soziale und politische Strategie eingesetzt.
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For centuries the period between 300 and 800 C.E. evoked pictures of destruction, invasion and a victory of so-called Germans and other barbarians over the decadent late Roman Empire. British, American and Austrian scholars changed these views in the last two decades and the ESF-project “The Transformation of the Roman World” with its 14 volumes strengthened the new interpretation founded on an international and interdisciplinary discussion. Recently the British scholars Bryan Ward-Perkins and Peter Heather have criticized the above mentioned views and sought to reintroduce traditional arguments. The article in the present volume takes a stand here and restates the point of view of the Vienna school. Peoples defined by an ethnic identity (gentes) interacted with the populus Romanus, a people by constitution. Ethnicity was constructed and used by warrior groups such as the Goths, the Burgundians, the Vandals, Franks or Longobards as a new social and political strategy. These complex structures have been discussed for centuries and modern scholarship cannot but consider a long history of arguments.
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David Warburton
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Egyptian History: Definitely! Myth as the Link between Event and History
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Ein Essay über das Wesen der Geschichte. Die Beziehungen zwischen „Mythos“ und „Geschichte“ werden betont; dem „Mythos“ im geschichtlichen Sinn wird „Mythos“ im religionswissenschaftlichen Sinn gegenübergestellt. Ziel ist es, darauf hinzuweisen, dass ägyptischen Quellen für die Geschichtsschreibung durchaus brauchbar sind, aber auch darauf, dass das geschichtliche Verständnis des Ägypters unserem eigentlich sehr nahe kommt. Ein Exkurs bespricht die ägyptologische Behandlungen der Frühzeit, um unsere eigenen Probleme zu beleuchten.
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A discussion on the nature of history, stressing the basic affinities between “myth” and “history”, but using myth in the sense of “historical myth” rather than “myth” in the sense of the Study of Religion. The aim is to demonstrate that Egyptian historical sources can be used with profit but also to show that the Egyptian conception of history was not really terribly different from out own. An excursus discusses an example of the Egyptological use of material revealing that we have our own limitations.
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